By Published On: Oktober 3rd, 2018Categories: Indien

Eindrücke einer Reise von Amritsar zum Himalaya

Tiefhängende Wolken verdecken die grüne Berglandschaft. Nebelschwaden ziehen in tieferen Regionen über die Schluchten. In Atali, einer Mischung aus Lodge und Adventure Camp erleben wir, wie sich der Himmel mit ganzer Wucht über die Erde ergießt. Das Erlebnis ist unerwartet schön, es sind Momente voller Harmonie.

Die Atali Lodge befindet sich ca. 1 Stunde nördlich von Rishikesh, unserem dritten Etappenziel auf unserer Rundreise von Amritsar zum Himalaya. Die doppelstöckigen Chalets der Lodge liegen mitten im Wald. Sie sind zudem an einem Hang gebaut. Ich sitze auf meinem Bett und genieße dadurch einen nahezu rundum Blick, der durch die drei Wände aus Glas gegeben ist. Ich spüre eine entspannte Ruhe in mir, die ich sonst nicht kenne. Das Prasseln des Regens wirkt fast wie ein Mantra, dass uns in die Arme der Natur entgleiten lässt.

Von Amritsar zum Himalaya - Amritsar_Uttaranchal_Atali

Atali, Uttaranchal

 

 

 

 

 

Beginn der Reise  in Delhi

Unsere 14 tägige Rundreise begann in Delhi, wo wir kurz nach Mitternacht ankamen. Die letzten Meter zum gebuchten Hotel mussten wir zu Fuß zhurücklegen. Denn der Weg führte durch enge, unbeleuchtete Gassen, vorbei an schlafenden Hunden und Menschen. Dies wirkte zunächst etwas befremdlich, aber der anschließende WOW Effekt ist dadurch umso größer. Das Haveli Dharampura, inmitten von Old Delhi, ist eine historische Oase mit Stil, Sauberkeit und luxuriösem Ambiente. Die jahrelange Renovierung durch die Besitzer hat sich voll ausgezahlt.  Wer das wahre Delhi erleben möchte, ohne dabei auf lieb gewonnene Annehmlichkeiten zu verzichten, der ist hier genau richtig. Man fühlt sich wie durch eine Zeitmaschine in eine Epoche versetzt, in der Old Delhi noch das Zentrum der Mogul Herrschaft war.

Von Amritsar zum Himalaya - Haveli-Dharampura

Haveli, Dharampura

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Amritsar und der Goldene Tempel

Mit der klassischen indischen Art von A nach B zu kommen, nämlich mit dem Zug, reisten wir weiter in den Punjab. Die Hauptstadt Amritsar verblüffte in vielerlei Hinsicht. Und das nicht nur durch ihre Hauptattraktion, den Goldenen Tempel. Die imposante Anlage ist das größte Heiligtum der Sikhs. Die Religion der Sikhs kennt kein Kastensystem, Frauen sind Männern gleichgestellt. Darüber hinaus spielt der Gemeinschaftsgedanke spielt eine wichtige Rolle. Irgendwie war diese Grundeinstellung überall auf den Straßen positiv zu spüren.

Wie in jedem Tempel, heißt es zunächst Schuhe ausziehen. Doch der Marmorboden der Anlage ist angenehm kühl. Die dominante Farbe weiß, schimmert grell im Sonnenlicht. Das Gold des Tempels spiegelt sich im ihn umgebenden Gewässer.

Die Geschichte um den Tempel ähnelt ein wenig dem des König Drosselbart der Gebrüder Grimm, nur mit vertauschten Rollen. Auch hier bekam die Tochter, diesmal eines hochnäsigen Monarchen, einen Bettler zum Mann, der letztlich das heilige Wasser entdeckte.

Berührt hat mich neben der reinen Schönheit des Tempels, insbesondere die Gemeinschaftsküche. Hier arbeiten ausschließlich Freiwillige zum Wohl Bedürftiger. Jeder, egal welcher Religion oder Gesinnung, ob wirklich bedürftig oder nicht, erhält hier eine kostenlose Mahlzeit. Die Zubereitung erfolgt in riesigen Töpfen. Helfer kneten Teil im Akkord, backen Brote, putzen Gemüse und waschen ab. Dies alles mit einer faszinierenden Effizient. Umso mehr erstaunt die äußerst hygienische Verarbeitung. Nebenbei bemerkt, ist die Punjabi Küche äußerst schmackhaft. Sie hat für mich nur einen Nachteil. Sie ist reichhaltig und somit nicht gerade als Diät geeignet.

Von Amritsar zum Himalaya – Chandigarh und Haridwar

Das exakte Gegenteil zu dieser prachtvollen, magischen Welt, zeigte sich uns während der Fahrt von Chandigarh nach Haridwar. Alle negativen Vorurteile über Indien tauchten am Straßenrand auf. Müllberge und Flüsse die mehr einer Kloake als einem Wasserlauf entsprachen. Straßenhunde litten unter starker Räude und matschige Wege führten zu Hütten mit Wellblech oder Plastikdächern.

Allerdings gehört auch zu diesem facettenreichen Land. Die Eindrücke lösten unter uns eine lebhafte Diskussion über die politische und gesellschaftliche Entwicklung in Indien aus.

Haridwar ist ein heiliger Ort mit zahlreichen Pilgern, den man somit nicht unvorbereitet besuchen sollte. Auf der anderen Seite stellt der Ort eine weitere Facette der schier unendlichen Vielfalt Indiens dar. Wer eine Aarti Zeremonie erleben möchte, aber Probleme mit Nähe und Gedränge hat, sollte Varanasi den Vorzug geben. Denn hier kann der Besucher vom Boot aus Zeuge dieser heiligen Zeremonie sein.

Durch Himachal Pradeh und Uttaranchal

Eine weitere neue Kulisse und Erfahrung brachte Dharamsala. Der Ort ist das Exil des Dalai-Lama und zeigt deshalb starke tibetanische Einflüsse. Das kleine Tibet Museum hier ist absolut sehenswert. Die Geschichte Tibets wird mit Originalartefakten, Bildern u. Beschreibungen äußerst berührend vermittelt. Nach diesen tief beeindruckenden Informationen, gönnen wir uns einen Cappuccino und ein Stück Torte im „Coffee Talk“. Wer hätte geglaubt, dass ich in einem unscheinbaren Café, zu Füßen der Himalaya Ausläufer, einen der besten Cappuccinos bekam, den ich je hatte. Es wurden somit am Ende 5 Cappuccinos und 3 Besuche, was eindeutig für die gute Qualität spricht.

Jim Corbett – die Letzte Etappe von Amritsar zum Himalaya

Während meine Mitreisenden gegen Ende der Reise das Taj Mahal und Jaipur ansteuerten, begab ich mich auf die lange Anfahrt zum Jim-Corbett-Nationalpark. Ich hatte mir hier die Paatlidun Safari Lodge ausgesucht. Unter anderem weil dort das Gesamterlebnis im Fokus steht. Neben Tieren, Natur und Kultur wird ein nachhaltiger Ansatz verfolgt. Abweichend von den anderen Lodgen, die perlenkettenartig an der Durchgangsstraße liegen, befindet sich Paatlidun tief im Wald. Bereits der Weg zum eigenen Chalet ist ein kleiner Dschungelpfad.

Es gibt 18 Chalets in 3 Kategorien – Luxury, Semi-Luxury und Bush Camp. Ich durfte zwei Varianten testen, die Luxury und die Busch Option. Lounge, Schlafzimmer und ein riesiges Bad sowie eine Terrasse mit Plunge Pool gehören zur luxuriösen Elemente. Teelichter markieren nachts die Treppe zur eigenen Dachterrasse.  Hier erwartete mich ein Abendessen und ein mit Blüten u. Kerzen romantisch dekorierter Tisch. Fast schon eine Verschwendung für eine Alleinreisende.

Eine lauwarme Vollmondnacht und ein open Air Bett unter Sternen untermalten die zauberhafte Stimmung. Die einfachste Version, das Busch Camp, vermittelt hingegen in erster Linie  Gemütlichkeit. Von den zwei breiten Fensterbetten und einem Tagesbett auf der Veranda, hatte ich einen direktem Blick in den Wald. Vereinzelte Sonnenstrahlen finden ihren Weg durch die hohen Laubbäume, Vögel flattern geschäftig zwischen den Ästen umher. Alles in allem eine willkommene Abwechslung für meine Seele.

Ausflüge im Jim Corbett

Ich hasse frühes Aufstehen, vor allem wenn es  im Dunkeln erfolgt. Aber für die Fahrt zu einem Tempel in den Bergen, hat es sich gelohnt. Zeitgleich mit der aufgehenden Sonne, zeichneten sich die schneebedeckten Gipfel des Himalaya immer deutlicher am Horizont ab. Dazu umhüllte mich die Natur mit absoluter Ruhe und Einsamkeit. In Indien hat dies schon fast etwas Befremdliches. Kein Wunder, dass nach dem Glauben der Hindus, die Götter im Himalaya wohnen. Mich ergreift einfach nur eine tiefe Dankbarkeit dies sehen zu dürfen und eine vollkommene Zufriedenheit.

Ende der Reise von Amritsar zum Himalaya

Auf dem langen Weg zurück nach Delhi, wählte mein Fahrer Nebenstraßen, die mir erneut ein anderes Gesicht Indiens zeigten. Links und rechts der schmalen Straße erstreckten sich grüne Reis- und Zuckerrohrfelder. Hin und wieder gab es kleine gemütliche Dörfer, gelegentlich waren eine Kuh oder einige Reiher inmitten des Grüns zu entdecken. Kein Müll, keine Menschenmassen und streckenweise nur einsame Landschaft. Auch das kann Indien sein, ein Land das mich mehr und mehr in seinen Bann zieht.

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Über den Autor: Claudia Behlert

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Die Tierärztin Dr. Claudia Behlert machte aus ihrer Passion für das Reisen eine Agentur für Individualtourismus. Bei eigenen Touren besuchte Sie 6 Kontinente. Sie lebte in Europa & Asien. In ihren Blogbeiträgen teilt sie ihre Erfahrungen.
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