By Published On: März 28th, 2023Categories: General

Tierschutz im Tourismus

Der einzelne Reisende hat die unterschiedlichsten Motive fürs Koffer packen. Da ist  die schiere Sehnsucht, einfach mal auszubrechen aus dem Alltag, egal wohin. Andere wiederum suchen architektonische Schönheiten oder versuchen durch Reisen ihren kulturellen Hintergrund zu erweitern. Und dann sind da noch die Natur- und Tierliebhaber, die Begegnungen und Erlebnisse suchen. Diese vor allem mit Wildtieren. Hierbei kommt der Tierschutz im Tourismus ins Spiel.

In der Masse tragen alle Akteuere zusammen zum Wirtschaftszweig Tourismus bei. Die Einnahmen dieser Industriesparte liegen weltweit geschätzt, bei über 1,5 Billionen US$. Es bedarf wenig Vorstellungskraft um zu realisieren, dass der  Tourismus enorme Auswirkungen auf vielerlei Aspekte der Umwelt und der Menschen hat. Manches ist dabei durchaus positiv zu bewerten. Auf der anderen Seite wirkt sich einiges auch durchaus negativ aus.

Wie überall, macht auch im Tourismus die Dosis den Effekt aus. Als nachhaltig zertifizierter Veranstalter war uns schon immer ein respektvoller, sensibler Umgang mit der Umwelt, anderen Kulturen und der Natur wichtig. Dabei spielt für uns auch das Verhalten den Tieren gegenüber eine bedeutende Rolle. Hierbei zählt nicht nur der Artenschutz.  Auch der Tierschutz und die Ehrfurcht vor der Kreatur ganz allgemein behören dazu.

Das Beobachten und Erleben von Wildtieren in ihrem natürlichen Lebensraum macht derzeit nur um die 5% des gesamten Tourismus-Umsatzes aus. Allerdings ist die Tendenz steigend.  Frei nach dem Motto „man schützt nur, was man kennt“ spielt der Wildtiertourismus zudem eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Menschen. So entsteht ein Interesse für unsere vielfältige Natur und die dort lebenden Geschöpfe. Zudem entstehen Millionen von Arbeitsplätzen und dadurch ganz profane Anreize, empfindliche Ökosysteme zu schützen.

Während der Naturschutz und die ökologische Nachhaltigkeit immer mehr ins Bewusstsein von Veranstaltern und Leistungsträgern gedrungen ist, spielt der eigentliche Tierschutz im Tourismus noch eine weitgehend untergeordnete Rolle.  Dabei hat er doch eigentlich in der westlichen Welt eigentlich einen hohen Stellenwert.

Wie in vielen anderen Bereichen, ist auch hier Aufklärung ein erster wichtiger Schritt. Viele Menschen würden an Wildtieraktivitäten nicht mehr teilnehmen, wenn Ihnen der überwiegend mentale, aber auch körperliche Schaden den die Tiere, bewusst wäre. Wildtiere sind eigenständige Wesen. Sie sind wie wir selbst, Teil der Natur und verdienen einen verantwortlichen Umgang. Dem  steht jedoch deren ausschließlichen Nutzung  zum menschlichen Entertainment entgegen. Beispiele dazu gibt es genug.

So zählen das Reiten auf Elefanten, Schwimmen mit Delphinen, Fototermine mit Äffchen oder auch das Verfolgen eines Tieres und seiner Beute, dazu. Das besondere an einer Safari ist es doch, Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. Dabei können wir ihr Verhalten sowie das Agieren untereinander beobachten. Anfassen, festhalten oder reiten gehören nicht dazu.

Anders als bei domestizierten Haustieren, bedeutet der direkte menschliche Kontakt für Wildtiere Stress. Wildtiere jagen zum Überleben und nicht um Menschen das Super Foto zu ermöglichen. Sie brauchen dafür aber den nötigen Abstand und Ruhe. Denn der Unterschied zwischen Wild- und Haustier liegt in der Genetik. Haustiere wurden über Jahrhunderte hinweg für das Zusammenleben mit dem Menschen gezüchtet. Sie sind unsere Nähe gewöhnt.

Absprachen und Verträge mit Leistungsträgern und örtlichen Agenturen  sind mittlerweile Standards, die alle nachhaltig arbeitenden Veranstalter erfüllen. Diese zielen im Wesentlichen auf den Umweltschutz, die Menschenrechte und Ökobilanz ab. Neben dem Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung haben wir nun auch eine Klausel zum Tierschutz in unsere Absprachen übernommen.

Zusätzlich muss man allerdings auch bedenken, dass bei einem sofortigen Abbruch sämtlicher Aktivitäten die das Tierwohl beeinträchtigen, auch Menschen massiv betroffen sind. Denn in vielen unserer Destinationen gibt es eine traditionelle Nutzung von Wildtieren. Diese deckt sich mitunter nicht immer mit unserer Auffassung von Tierschutz.  Mahouts zum Beispiel, die über Jahrhunderte Elefanten führen, verlieren ihren Beruf und somit die Ernährungsgrundlage für die Familie. Hier bedarf es somit auch alternativer Arbeitsangebote.

Vor allem in Asien werden Elefanten oft auch als Arbeitsstiere eingesetzt. Hier gilt es Alternativen zu finden und anzubieten. Vielfach werden die Tiere derzeit noch zu Antiwilderei Patrouillengängen in sonst schwer zugänglichem Gelände eingesetzt.  Für einen kurzen Zeitraum stehen diese Tiere dann auch für eine Elefantensafari zur Verfügung. Auch hier muss ein Umdenken einsetzen.

Ohne Alternative ist dies noch tolerierbar, vorausgesetzt die Tiere werden artgerecht ernährt, haben freien Zugang zu Wasser und Zeit sich ungehindert frei zu bewegen. Auch Elefantenhaken und andere Erziehungsmittel dürfen nicht mehr genutzt werden.

Der Wandel zu einheitlichen Bedingungen für den Tierschutz im Tourismus, lässt sich deshalb nur durch einen schrittweisen Übergang erreichen. Er beginnt ganz einfach mit einer verbesserten, artgerechten Haltung für die bereits existierenden Wildtiere in Gefangenschaft. Eine humane und umsorgende Pflege der Wildtiere in menschlicher Obhut, ist eine wichtige Vorraussetzung für die Nutzung dieser Tiere. Neue Tiere dürfen nicht mehr aus der Wildnis entnommen werden.

Mit einer parallel laufenden, besseren Information der Besucher und einer reduzierten Nachfrage, werden die Ausbeutung und das Leid der Wildtiere dann langsam, langfristig verschwinden.

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Über den Autor: Claudia Behlert

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Die Tierärztin Dr. Claudia Behlert machte aus ihrer Passion für das Reisen eine Agentur für Individualtourismus. Bei eigenen Touren besuchte Sie 6 Kontinente. Sie lebte in Europa & Asien. In ihren Blogbeiträgen teilt sie ihre Erfahrungen.
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