By Published On: Januar 25th, 2017Categories: Indien

Kerala und Karnataka – Kultur, Gewürze & Wasserkanäle

Meine Reise durch die Nachbarstaaten Kerala und Karnataka begann im Karnataka, genauer in Bangalore. Durch den IT Boom der letzten Jahren ist diese Stadt mächtig gewachsen. Dies wird vor allem am chaotischen Verkehr deutlich. Wer glaubt Delhi wäre schon kurz vor dem Verkehrskollaps, hat Bangalore noch nicht erlebt! Das Silicon Valley Indiens hat touristisch nicht allzu viel zu bieten. Allerdings kann man sich einen Tag lang  hier  ganz gut beschäftigen.

Dabei beeindruckt die Stadt auf den 1. Blick durch die, in bunten Farben blühenden Jacarandabäume. Und überhaupt verblüffen die großzügigen Grünanlagen. Will man stilecht und stimmungsvoll die Reise beginnen, sollte man wie unsere ehemalige Kanzlerin Frau Merkel, im Taj Westend absteigen. Das Luxushotel mit kolonialem Heritage Flair ist umgeben von einer opulenten Parklandschaft. Wer es intimer und kleiner möchte, für den bietet das  Metropole einen ähnlichen Heritagestil Ansatz. Das Hotel wird vom Besitzer betrieben.

Von Bangalore ging es per Auto über Mandya, das als 1. Stadt Indiens 1912 elektrischen Strom erhielt,  nach Mysore. McDonald, Kentucky Fried Chicken und diverse Kaffeeketten haben auch in diesem Teil der Welt Ihre Wurzeln geschlagen. Bei dieser Streckenetappe boten sie willkommene hygienische Toiletten u. eben auch einen guten Kaffee. Wobei letzter bei einer rein indischen Kette, dem Coffee House, zu haben ist.

Mysore war  für mich ein Highlight auf der Tour Kerala und Karnataka. Die Stadt gilt mit an die 240 vorhandenen Bauten, als “city of temples”. Geradezu überwältigend und ein absolutes MUSS ist hierbei der im Zentrum der Stadt befindliche Mysore City Palace aus dem 14. Jhd. Verschiedene Baustile sind hier vereint. Sogar gotische Elemente stechen deutlich aus der zuckerbäckerartigen Außenfassade hervor. Wen das noch nicht beeindruckt hat, dem nimmt die Innenausstattung geradezu den Atem. Wände, Säulen und Kuppeln sind mit Malereien und Fresken geradezu überhäuft. Vergleiche mit Kirchen in Rom sind durchaus zugelassen. Sonntagnachts erstrahlt der Palast wie im Märchen, wenn Tausende kleiner Lampen seine Umrisse nachzeichnen.

Karnataka Mysore Palace       Karantaka Mysore Stadt

Kabini Forest Reserve Karnataka

Auf der weiteren Fahrt nach Südwesten traf ich schließlich im Kabini Wildlife Reserve ein. Eingerahmt zwischen den beiden Nationalparks Nagarhole (seit 1994 offiziell ein NP) und Bandipur ist Kabini der ideale Ausgangspunkt für Safaris.  Geprägt wird die Region durch den Kabini Fluss, der hier nach Bau des Kabini Staudamms breite überflutete Seen Landschaften bietet. Der Kabini entspringt in Kerala. Er stellt somit eine Verbindung zwischen Karnataka und Kerala dar. Zahlreiche, meist luxuriöse Resorts mit unterschiedlichen Ansätzen stehen zur Auswahl.  Besonders hervorstehend ist darunter das Resort von Evolve Back. Es mittels Bootstransfer werden kann. Die mehrfach ausgezeichnete romantische Anlage ist im Stil eines Dorfes angelegt. Sie ist an zwei Seiten vom Kabini Fluss begrenzt und erlaubt somit herrliche Ausblicke. Die stimmungsvoller Ausstattung der Chalets, teils mit eigenem open-air Jacuzzi.

Übergang zwischen Karnatka und Kerala

Eine ganz andere Landschaft bot sich dann in Wayanad, einem 2.ooo m hohem Waldgebiet in den Western Ghats Keralas. Tropischer Regenwald mit dichtem Grün in diversen Schattierungen, Wasserfälle, Tee- und Gewürzplantagen prägen das Bild. Wer hierher reist, muss zwar die schmale Serpentinenstraße aushalten, wird dafür aber mit Ruhe, Abgeschiedenheit und traumhaften Ausblicken sowie zahlreichen Wanderwegen belohnt. Ob Mountainbiking, herausforderndes Trekking oder nur gemütliche Spaziergänge – immer steht das Erlebnis im “Grünen” im Vordergrund. Circa 10 km vor der Stadt Kalpetta liegt die Kleinstadt Vythiri – ein Zentrum für typische Wayanad Aktivitäten.  Wer das etwas andere Erlebnis sucht, kann hier im Baumhaus des Vythiri Resorts in großer Höhe übernachten. Es ist als Erlebnis gedacht, man darf nur wenig Gepäck u. kein Essen mitnehmen, schläft dafür im Reich der Affen, von der Erde entrückt.

Mit dem Auto ging es weiter nach Calicut, das heute Kozhikode heißt und wo Vasco da Gama 1498 das 1. Mail in Indien an Land ging. Von hier ging es dann per Zug in 3 Std. nach Aluva, wobei die Pünktlichkeit und der absolut sichere Haltepunkt an vorgebener Stelle immer wieder verblüfft. Bahnfahren in Indien ist ein Ereignis, dass jeder Indien Fan einmal erlebt haben sollte. Es sind eigentlich sehr bequeme, wenn auch abgenutzte Sitze, mit Steckdosen für Laptop oder Handy und die Fahrgäste werden emsig von, mit Getränken und Lebensmitteln  durch den Zug streifenden Händlern versorgt. Endstation für diesen Tag war dann das 120 km entfernte Munnar, wofür wir nochmals 3 Std. im Auto benötigten.

Am Zusammenfluss von 3 Gebirgsflüssen (Munnar bedeutet 3 Flüsse) , liegt diese ehemalige britische Hillstation 1.600m hoch. Teeplantagen, ein Teemuseum (zugegeben recht klein) u. zahlreiche Resorts mit altem kolonialem Charme bestimmen das Bild. Unterkünfte schießen hier faktisch wie Pilze aus dem Boden, was sich an Hand des Schilderwaldes an manchen Straßen nicht verleugnen läßt. Viele davon sind für einhemische Touristen gedacht, ein Bereich der immer mehr ansteigt. Europäer hingegen lieben es auf aktiven Farmen in einer Art Homestay zu wohnen wie z.B. das Tranquil Resort, wo man von den 4 äußerst freundlichen Haushunden (darunter 1 Boxer und 1 Dalmatiner) bei Wanderungen begleitet wird. Oder der koloniale Klassiker Windermere Resort, ebenfalls eine aktive Kaffee- und Kardamonplantage. Besonders beeindruckt hat mich Spice Tree, das über eine eigene Kompostierung verfügt, kein Plastikverwendet und eigenes, biologisch angebautes Gemüse nutzt. Derzeit werden neue Bäume angepflanzt, um hemischen Vögeln ein neues Zuhause zu bieten.

Periyar

Keralas Midlands sind ein Mosak unterschiedlichster Geoformen, wobei im Distrikt Idukki extensiv Gewürze wie Kardamon,Nelken,Vanille oder Pfeffer neben u.a. Cashewnüssen, Mango, Bananen, Kaffee oder auch Reis angepflanzt werden. Thekkady am Fuße der Western Ghats war das 1. Naturschutzgebiet des Staates. Hier liegt auch das Periyar Tiger Reserve, das über 60 Säugetierearten zählt, darunter in bedeutender Zahl Elefanten. Eine erfahrungsreiche, nachhaltige Unterkunft bietet hier das Spice Village, u.a. mit einem großen botanischen Garten.

Das klassische Backwaters Erlebnis

Endlich erreichte ich dann die Backwaters, ein einmaliges Ökosystem u. Wasserwegenetz aus Flüssen, Seen und Lagunen.  Die früher zum Warentransport genutzten Kanäle, sind heute beliebte touristische Ziele für einen Ausflug mit dem Hausboot. Kein Wunder, den die Szenerie durch die palmengesäumten Wasserläufe, vorbei an hübschen Häusern und ländlichem Leben, straht Ruhe und Entspannung aus. Auch wenn mittlerweile leider ein recht starkes Verkehrsaufkommen an Booten zu verzeichnen ist.  Kumarakom ist einer der Seen, die ich besuchte. Hier gibt es wunderschöne Resortanlagen im Malabarstil mit geschnitzten Decken, Wänden oder Türen aus Holz, Grasgedeckte Chalets und großen Gartenanlagen mit Kokospalmen. Umso verblüffter war, dass auch hier die Ansätze eines nachhaltigen Tourismus, unabhängig von der Größe der Anlage, sehr ernst verfolgt werden. Sei es durch Wasserrecycling, Platikverbot oder Solarnutzung.

Die Backwaters und die Küste des Arabischen Meers sind auch die Zentren der Ayurvedischen Behandlung. Ayurveda, die Wissenshcaft des Lebens, ist eine ganzheitliches medizinisches Konzept, das vor allem in Kerala in seiner traditionellen Weise praktiziert wird. Das feucht-warem tropische Klima unterstützt die Behandlung. Auch die verwendeten Pflanzen sollen hier angeblicher reicher an Wirkstoffen sein.

Kochi

Zum Endpunkt meiner Informationsreise durch Karnataka und Kerala, komme ich dann schließlich in Kochi an. Die Hafenstadt mit historischen Wurzeln, hat einige elementare Sehenswürdigkeiten. Die St. Francis Church, 1503 erbaut und die ältestes europäische Kirche, das Fort Cochin, der Clock Tower oder die Jüdische Synagoge, erbaut 1567, zählen dazu. Es sind aber vor allem die mediterane Atmosphäre und die zahlreichen Möglichkeiten hier zu bummeln, die die Stadt so faszinierend machen. Antiquitäten aus Holz, Bronze oder Stein sowie traditionelle Dekoelemente oder auch moderne Utensilien können erworben werden.

Zum Übernachten gibt es für jeden Geschmack eine Option, ob in einer Art Boutique Hotel im portugiesischen Stil (Eight Bastion), im historisch-kolonialem Stil im charmanten Old Harbour oder klassich im wunderbaren Brunton Boatyard, einem CGH Hotel. Wer einmal etwas ganz Neues probieren möchte, wählt das Xandari Harbour, welches im Loftstil puristisch klare Linien zeigt und dennoch historische Elemente unverändert integriert.

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Über den Autor: Claudia Behlert

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Die Tierärztin Dr. Claudia Behlert machte aus ihrer Passion für das Reisen eine Agentur für Individualtourismus. Bei eigenen Touren besuchte Sie 6 Kontinente. Sie lebte in Europa & Asien. In ihren Blogbeiträgen teilt sie ihre Erfahrungen.
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